Ausgangspunkt

Unsere Gesellschaft öffnet sich zunehmend für die Vielfalt geschlechtlicher und sexueller Lebensweisen. Familienformen werden pluraler, die Arbeitswelt wird durchlässiger für Frauen in Führungspositionen, Männer beteiligen sich zunehmend an der Care-Arbeit. Und doch werden Männern und Frauen weiterhin unterschiedliche Rollen zugewiesen. Gesellschaftliche Anerkennung bleibt in vielen Fällen an traditionelle Geschlechternormen gebunden.

Geschlechterverhältnisse werden offener und fluider, gleichzeitig wird der Ruf nach ihrer Retraditionalisierung immer lauter. Daraus erwächst ein Spannungsfeld innerhalb der Gesellschaft, das sich antidemokratische Kräfte zunehmend zu eigen machen: So bietet die extreme Rechte denjenigen Orientierung und Halt, die dem gesellschaftlichen Wandel – auch und insbesondere rund um das Thema „Geschlecht“ – skeptisch, ängstlich oder gänzlich ablehnend gegenüberstehen. 

Im Forschungsprojekt GERDEA gehen wir den folgenden Fragen nach:

  • Welchen Anklang finden extrem rechte Geschlechterpolitiken in unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft?
  • Welche Rolle spielt der Wandel der Geschlechterverhältnisse dafür, dass sich mehr und mehr Menschen der extremen Rechten zuwenden?
  • Welche Bedeutung hat die Kategorie „Geschlecht“ für die gesellschaftliche Wahrnehmung extrem rechter Akteure?

Ziele

In vier Teilprojekten untersuchen wir Wechselwirkungen zwischen dem Wandel der Geschlechterverhältnisse und dem Handeln der extremen Rechten. Unser Ziel ist es, Zusammenhänge sichtbar zu machen und neue Handlungsmöglichkeiten für demokratische Akteur*innen zu erschließen. 

 

 

Hierfür arbeiten wir im Projektverbund eng mit Akteur*innen aus der Praxis zusammen – im kontinuierlichen Austausch fließen Erfahrungen und Fragen aus verschiedenen Praxisfeldern in den Forschungsprozess ein. Auf dieser Grundlage entwickeln wir schließlich konkrete Handlungsempfehlungen für Praktiker*innen aus Bildung, Justiz, Präventionsarbeit und Gewaltschutz.

Forschungsschwerpunkte

Im Kompetenzzentrum Soziale Interventionsforschung der Frankfurt University of Applied Sciences untersuchen wir, welche biographischen Dimensionen dazu führen, dass Personen sich geschlechterpolitisch traditionell, konservativ oder (extrem) rechts positionieren. Wir gehen außerdem der Frage nach, warum und wie sie diese Positionierungen in den Sozialen Medien präsentieren.

Am Institut für Politikwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen erforschen wir, wie extrem rechte geschlechterpolitische Deutungs- und Sinnstiftungsangebote junge Erwachsene beeinflussen.

Bei Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. untersuchen wir, welche Angebote die extreme Rechte in den Sozialen Medien zum Thema „Männlichkeit“ macht und wie diese Angebote in der Mannosphäre wirksam werden.

Am Institut für Politikwissenschaft der Philipps-Universität Marburg analysieren wir Gerichtsverfahren zu rechter Gewalt. Wir erforschen, ob und wie Stereotype rund um die Kategorie „Geschlecht“ die Urteilsfindung beeinflussen und welchen Stellenwert sie für die anschließende mediale Berichterstattung haben.

 

Der GERDEA-Verbund

Die Forschungseinrichtungen

Kompetenzzentrum Soziale Interventionsforschung der Frankfurt University of Applied Sciences, (Verbundkoordination)

Institut für Politikwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen

Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V.

Institut für Politikwissenschaft der Philipps-Universität Marburg

Die Praxispartner*innen

Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe - Frauen gegen Gewalt

Bundesverband Mobile Beratung e.V.

Paritätisches Bildungswerk Bundesverband

Bundesarbeitsgemeinschaft Jungenarbeit

Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e.V.

Förderung

Der Forschungsverbund „Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Geschlechterverhältnissen und der zeitgenössischen extremen Rechten. Dynamiken – Effekte – Ambivalenzen (GERDEA)“ wird im Rahmen der Förderlinie "Aktuelle und historische Dynamiken von Rechtsextremismus und Rassismus" des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer Projektlaufzeit von Januar 2023 bis Juni 2026 gefördert.